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28.10.2016

Wohlstand für alle - Propagierte einst Ludwig Erhard, der Vater des Wirtschaftswunders. Was ist daraus geworden?

Weniger als 10 Prozent der Vermögenden besitzen über achtzig Prozent des Volksvermögens. Und wenn man die Zahl der 82 Millionen Deutschen Staatsbürger in zwei Hälften Teilt, mit 41 Millionen in der Oberen und 41 Millionen in der unteren Hälfte, besitzt die untere Hälfte nur noch 1 Prozent des Volksvermögens. Das kann doch nicht das von uns gewünschte Wirtschaftssystem sein. Wo bleibt da der soziale Ausgleich und ist das noch im Sinne des Grundgesetzes?
Ist es existenziell noch wichtig, ob man 180 Millionen oder 190 Millionen oder gar 2 Milliarden Privatvermögen besitzt, wo andere Leute nicht wissen, ob am Ende des Monats trotz Arbeit das Geld noch fürs Leben reicht?

Wo ist die Höchstgrenze, wenn ich an die Milliardäre denke?

Natürlich muss dabei unter Produktionsanlagen und Privatvermögen unterschieden werden, da Produktionsanlagen der Beschäftigung von Menschen dienen und damit dem Wohlstand der Beschäftigten dienen. Entscheidend dabei ist Verteilung der erwirtschafteten Erträge.

Unser Grundgesetz schreibt uns einen sozialen Staat vor, der ein liberalistisches Wirtschaftssystem mit ungehemmtem Gewinnstreben verbietet.

Wenn man sich die Vermögensverteilung in Deutschland ansieht, muss man sich doch fragen, ob wir noch im Sinne unserer Verfassung handeln.

Sicherlich ist es in anderen Staaten nicht anders, oder noch schlimmer, aber wir wollen doch mit unserem Wirtschaftssystem, der Sozialen Marktwirtschaft Vorreiter sein und fordern ständig von unseren Partnerländern Strukturverbesserungen nach deutschem Muster. Dann sollten wir auch im Sinne der sozialen Marktwirtschaft handeln. Bei dem jetzigen mehr oder weniger Neokapitalistischen System, wie wir es heute praktizieren, muss man sich natürlich fragen, ob unser Wirtschaftssystem, für diese Länder überhaupt erstrebenswert ist, wenn man die Vermögensverteilung der letzten 20 Jahre vergleicht.

Jahrelang wurde in dieser Zeit den Arbeitnehmern von Politik und Wirtschaft Lohnzurückhaltung gefordert. Die Exporte sind gestiegen und der Großteil der Bevölkerung ist ärmer geworden. Dadurch wurde der Umverteilungsprozess von unten nach oben noch verstärkt. Die Menschen sollen an Wachstum glauben und hoffen, sie hätten was davon.

Wenn man die Entwicklung der Gehälter von Managern, Angestellten und Arbeitern in den letzten 2o Jahren vergleicht, zeigt sich eine Steigerung der Gehälter der Manager um 400 Prozent, während die Löhne der Arbeiter und Angestellten in etwa gleich geblieben sind, oder sogar sanken.

Man muss sich nicht wundern, wenn unter solchen Voraussetzungen eine Neidgesellschaft entsteht, die mehr Solidarität und Gerechtigkeit fordert. Neid ist immer ein schlechter Ratgeber, aber unsere Politik schafft es nicht die Entstehung einer Zweiklassengesellschaft zu verhindern. Den Superreichen wird es leicht gemacht, sich aus der Solidargemeinschaft auszuklinken, um so zu einer Zweiklassengesellschaft bei zu

tragen. Es geht auch nicht darum den Vermögenden etwas weg zu nehmen, sondern um mehr Gleichbehandlung und mehr Gerechtigkeit.

Unser Ziel muss es sein, den unteren Einkommenssockel zu heben und zu stabilisieren, damit ein Absinken in die Armut in Zukunft verhindert wird. Dazu sind eine gerechtere Verteilung der wirtschaftlichen Erträge und ein gerechteres Steuersystem notwendig.

Es ist das Versagen der Politik und der Gewerkschaften, das Heute Hungerlöhne gezahlt werden von denen die Menschen nicht mehr leben können. Unterstützung durch den Staat führen jedoch zu Minderwertigkeits-, Abhängigkeitsgefühl, Unzufriedenheit und zu weniger Selbstbewusstsein. Es genügt nicht, dass der Sozialstaat immer wieder Almosen an Bedürftige zahlt, um politische Handlungsfähigkeit zu zeigen und damit Wählerstimmen zu gewinnen. So ändert sich nichts. Erst wenn die Menschen wieder von ihrem Lohn leben können, kehren Zuversicht und vertrauen in den Staat und seine Politik wieder zurück. Wir müssen wieder zu einer leistungsorientierten Bezahlung unserer Arbeiter und Angestellten zurückkehren.

Die Sozialpartner der Tarifautonomie sollten dafür sorgen, dass für die Zukunft eine stärkere Teilhabegerechtigkeit am Gewinn oder Ertrag der Wirtschaft mit Nachhaltigkeit erreicht wird. Dazu gehören ebenso Mindestlöhne und höhere Sockelbeträge bei Lohnverhandlungen, statt prozentualen Lohnerhöhungen, damit ein Auseinandertriften der Schere zwischen Arm und Reich sich verlangsamt

Heute bekommt man das Gefühl, dass das Kapital der Politik die Marschrichtung vorgibt, der unsere Politiker geduldig folgen - nach dem Motto Geld regiert die Welt.

Heute ertragen wir mit unendlicher Geduld die Ausbeutung der Gesellschaft durch den Kapitalismus.

Wie sonst kann man dieses ungerechte Verteilungssystem verstehen?

Es zeigt uns, dass wir meilenweit von einer sozialen Marktwirtschaft entfernt sind.

Wir müssen ein anderes Bewusstsein entwickeln. Ethik und Moral müssen in unserer Gesellschaft wieder einen größeren Stellenwert haben.

Es darf nicht sein, dass Spekulationen und Fehleinschätzungen der Manager, die zu Verlusten führen, bei ihrer zur Ruhesetzung großzügig belohnt und anschließend die Angestellten und Arbeiter auf die Straße gesetzt werden. Oft reicht schon das Nichterreichen der Gewinnerwartung, um Mitarbeiter zu entlassen, obwohl es dem Unternehmen in seinem Bestand relativ gut geht. Eigentum verpflichtet heißt es auch soziale Verantwortung der Produktionsmittelbesitzer gegenüber seinen Produktionsmittel, Arbeitern und Angestellten, die als Lohnempfänger in seiner Abhängigkeit stehen. Es ist zu hoffen, dass sich in den Vorstandsetagen der Konzerne wieder eine Rückbesinnung auf eine vernünftige Verhältnismäßigkeit der Löhne zwischen Konzernleitung und seinen Angestellten und Arbeitern einkehrt. Auch der beste Manager kann zum Beispiel das Auto am Fließband nicht alleine bauen.

Zudem sind die Schäden der Managementfehler oft weit größer als die eines einzelnen Arbeiters. Diese Fehlentwicklung hat weder etwas mit sozialer Verantwortung, noch mit sozialer Marktwirtschaft zu tun.

In der Vergangenheit wurden diesbezüglich viele Fehler gemacht und die Bindung zwischen Führungspersonal und Angestellten vernachlässigt oder gar bewusst auf Distanz gebracht, da man glaubte so schneller Karriere zu machen, auf Kosten der der Einsatzfreudigkeit der Untergebenen und des Betriebsklimas.

Diese Geschäftspraktiken sind kontraproduktiv und haben auf lange Sicht negative Auswirkungen.

Gefühltes Vertrauen und soziale Verantwortung der Führungskräfte und Manager gegenüber ihren Angestellten und Arbeitern führt zur Steigerung der Produktion und trägt zu besserem Betriebsklima bei.

Eine andere Frage ist: warum unsere gewählten Parlamentarier in so vielen Aufsichtsräten sitzen ohne die erforderlichen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse zu haben? Hierfür wurden sie auch nicht gewählt.

Immer wieder müssen wir feststellen, dass bei Fehlkalkulationen des Managements einiger Marktteilnehmer der Aufsichtsrat versagt hat. Durch Unkenntnis der Lage, oder durch Befangenheit? Wäre es nicht besser solche Aufgaben an Personen mit entsprechenden Kenntnissen zu übertragen, die man letztendlich auch zur Rechenschaft ziehen könnte.

Dazu fällt mir Treffenderweise folgender weiser Spruch ein:

Kluge Leute kannst du irren sehen,

in Sachen nämlich, die sie nicht verstehen.

Es ist daher auch kein Wunder, dass die Abgeordneten oft aus der Sicht des Großkapitals urteilen, weil sie ihre Informationen von dort erhalten und dabei die Belange der Arbeitnehmer übersehen.

Seit fast 20 Jahren wurde Maßhalten und Lohnzurückhaltung gefordert.

Dazu kamen dann noch die Agenda 2010 und eine Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre. Damit noch nicht genug wurde noch eine Rentenabsenkung bis 43 % des Nettolohnes beschlossen, was zwangsläufig zur Altersarmut führt.

Mich wundert es, dass uns die Agenda 2010 immer noch als Erfolg verkauft wird, obwohl die Agenda für die Bevölkerung mehr Nachteile als Vorteile gebracht hat.

Es ist eine Tatsache, dass die Agenda uns auch keinen echten Abbau der Arbeitslosigkeit gebracht hat. Im Gegenteil, wenn man der Statistik des Bundesamtes für politische Bildung glauben darf sind in den letzten zwölf Jahren wieder über

1 Million Vollzeitarbeitsplätze verloren gegangen.

Dafür sind aber fast drei Millionen Arbeitsplätze für Geringverdiener entstanden, die mit dem Geld der Steuerzahler aufgestockt werden müssen. Diese Aufstockung ist für die Unternehmen quasi ein verdecktes Unternehmenssubventionsprogramm mit dem sie Lohndumping betreiben können. Hierzu kam ein Heer von Leiharbeitern.

Was ist aus unserem Wirtschaftswunderland geworden?

Oberstes Ziel war mal Arbeit und Einkommen, mit dem man seine Familie ernähren konnte. Heute muss der Staat Unsummen aufbringen, um Niedriglöhne aufzustocken. Die Einführung des Mindestlohns war ein Schritt in die richtige Richtung.

Es ist nicht zu verstehen, dass man zuerst die Ungerechtigkeiten schafft und zulässt, um sie hinterher wieder zu korrigieren und zu reparieren. Mit dieser Flickschusterei wird nur immer wieder neues Unrecht geschaffen, was wieder zu neuen Diskussionen und Streitigkeiten führt..

Die Arbeitsleistung muss zum Ziel haben, mehr zu verdienen, als die Sozialhilfe ausmacht. Das Problem Niedriglohn heute, ist das Rentenproblem von morgen. Ein weiterer Aspekt ist Planungssicherheit, eine ganz wichtige Voraussetzung für Investitionen der Wirtschaft und auch für die Familien.

Planungssicherheit und ein gerechteres Steuersystem, indem alle der Solidargemeinschaft angehörenden einer Gleichbesteuerung unterliegen, egal ob diese Einkommen aus Lohn für Arbeit oder aus Kapitalerträgen stammen, könnte eine längst überfällige Steuerharmonisierung einleiten. .

Der Staat als Regulierungsaufsicht sollte Kapitalkonzentrationen und Machtmonopole bekämpfen, um den freien Wettbewerb zu fördern, denn der Mittelstand ist eine der wichtigsten Säulen unserer Wirtschaft.

Vieles das ist verloren gegangen, weil man im Laufe der Zeit die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft aufgegeben hat. Es zeigt sich, dass die soziale Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards am besten geeignet ist, Wohlstand zu schaffen und zu sichern.